Rückblick auf das Abschlussevent der Bundesweiten Initiative Demenz und Migration - DeMigranz
In diesem Rahmen wurden Erkenntnisse und Ergebnisse einer umfangreichen Netzwerkarbeit präsentieren sowie gute Praxisbeispiele aus den Bundesländern vorgestellt, die während der Projektlaufzeit entstanden sind. Rund 100 Personen aus Deutschland nahmen an der digitalen Abschlussveranstaltung teil. Sie suchten Inspiration für ihre Arbeit, tauschten sich mit Referentinnen und anderen Teilnehmenden aus und knüpften Kontakte.
Die Veranstaltung begann mit einer Begrüßung durch Kerstin Schmenger, Projektmanagerin am Robert Bosch Health Campus. „DeMigranz hat durch Engagement und gemeinschaftliche Arbeit innovative Ansätze hervorgebracht“, betonte sie. Das Projekt hat, so Schmenger, dazu beigetragen, das Verständnis für Demenz zu intensivieren und Methoden zur Steigerung der Lebensqualität Betroffener aufzuzeigen. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt es weltweit über 50 Millionen Menschen mit Demenz. Diese Zahl könnte bis 2050 auf 150 Millionen steigen. In Deutschland sind aktuell mehr als 1,6 Millionen Menschen betroffen und die Anzahl der Neuerkrankungen nehme ständig zu, so Schmenger. Mit diesen Zahlen verdeutlichte sie nochmal die Wichtigkeit der langjährigen Projektarbeit und bedankte sich beim Team der Demenz Support Stuttgart für die sehr gute Zusammenarbeit.
Einblick in die geschichtliche Entwicklung des Projekts
Christina Kuhn, Geschäftsführerin Demenz Support Stuttgart, skizzierte in ihrer Präsentation die Entstehung des Projekts "DeMigranz". Sie lobte die vorausschauende Haltung der Robert Bosch Stiftung, die früh das Thema Demenz und Migration aufgegriffen und in ihre Agenda aufgenommen hat. Sie gab einen Einblick in die historische Entwicklung des Projekts, präsentierte Kooperationspartner und betonte die Fortschritte der letzten sechs Jahre. Zudem zeigte sie auf, wie sich in den letzten 30 Jahren die politische Wahrnehmung von Migranten auf Bundesebene gewandelt hat und dass Bund und Länder dem Thema Demenz und Migration nun mehr Bedeutung beimessen. Demenz und Migration wir auch zukünftig ein Thema bleiben.
Bei der Online-Veranstaltung waren zu Gast Yasemin Aicher, demenzbetroffene Aktivistin, Autorin und Bloggerin aus Nordrheinwestfalen, sowie ihr Ehemann Frank Aicher. Mit 44 Jahren wurde bei Yasemin Aicher die Frontotemporale Demenz mit Parkinson-Syndrom diagnostiziert. Sie setzt sich seit einigen Jahren für junge Demenzbetroffene in der Türkei ein und erzählte während der Veranstaltung von ihrem Leben mit Demenz.
Die TOP 10 Schlaglichter aus dem Projekt
In ihrer Präsentation beleuchteten Dr. Anja Rutenkröger, Geschäftsführerin, und Sümeyra Öztürk, wissenschaftliche Mitarbeiterin von Demenz Support Stuttgart, zehn Schlaglichter aus dem Projekt DeMigranz. Das Projekt schuf Austauschräume, in denen Akteure aus verschiedenen Bundesländern sich vernetzen konnten. Es fanden bundes- und landesweite Fachtage zum Thema Demenz und Migration statt. Mit Mitteln von DeMigranz wurden der Kurzfilm – „Durch den Nebel“ der Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg und der Erklärfilm „Hilfe für Ihr Helfen“ des BMFSFJ – ins Türkische und Russische übersetzt. Die Gesundheitslotsen in Stuttgart wurden im Bereich Demenz geschult, und in NRW gelang es, die Kooperationspartner der Regionalbüros für eine Beteiligung zur Interkulturellen Woche zu gewinnen. Die Website "Demenz und Migration", ko-betreut mit der Deutschen Alzheimer Gesellschaft, bietet jetzt eine Netzwerkkarte mit kultursensiblen Angeboten in Deutschland an. Mehrsprachige Materiallisten wurden erstellt und stehen online auf der Webseite der Demenz Support Stuttgart zur Verfügung. Die Broschüre der BAGSO über die richtige Auswahl von Pflegeheimen wurde kultur- und diversitätssensibel in Türkisch und Russisch übersetzt. Zudem sind ein Medienpaket in drei Sprachen sowie ein digitaler Werkzeugkoffer der Arbeitsgruppe Migration und Demenz in Rheinland-Pfalz noch in Arbeit.
In der zweiten Hälfte der Veranstaltung hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, aktiv zu werden. Sie wurden in verschiedene Denkräume eingeteilt: „Mit Migrantenorganisationen Zukunft gestalten“, „Pflegende Angehörige stärken“, „Perspektiven von Betroffenen wahrnehmen“, „Gesundheitssystem diversitätssensibilisieren“ und „Öffentlichkeitsarbeit gezielt ausbauen“. In diesen Gruppen wurden Diskussionen geführt und Lösungsansätze erarbeitet, die anschließend allen vorgestellt wurden, um Impulse für die Praxis zu gewinnen.
„Demenz Support Stuttgart wird auch nach Projektabschluss weiterhin an diesem wichtigen Thema dranbleiben und die Netzwerkarbeit fortsetzen, um den bundesweiten Austausch zu unterstützen und die Ergebnisse zu teilen“, versprachen die Geschäftsführerinnen der Demenz Support Stuttgart, Christina Kuhn und Dr. Anja Rutenkröger. Denn nur durch kontinuierliche Sensibilisierung kann eine integrative und inklusive Gesundheits- und Sozialpolitik in einem Einwanderungsland wie Deutschland gewährleistet werden.
Die Präsentationen aus der Abschlussveranstaltung können als PDF heruntergeladen werden.