'Lebt heute – denkt nicht vom Ende her'
Musik für alle Fälle
Nach der Begrüßung durch unsere Geschäftsführerinnen Christina Kuhn und Dr. Anja Rutenkröger gemeinsam mit Ute Hauser, Geschäftsführerin der Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg, ging es gleich flott und humorvoll mit dem Sänger und Pianisten Patrick Bopp los.
Patrick Bopps Motto lautet "Aus voller Kehle für die Seele", bei dem Stimm- und Körpereinsatz der Zuschauer:innen gefordert ist. Nach einer Einführung in Tonlagen und Lippenübungen stimmte Bopp auch schon das erste bekannte Lied auf seinem Piano an. Dank Texten auf Monitoren konnten alle Besucher:innen Gassenhauer von John Lennons "Imagine" bis "Ich liebe das Leben" von Vicky Leandros textsicher mitsingen.
Viele Passant:innen, die gar nichts von unserer Veranstaltung wussten, blieben stehen und klinkten sich spontan mit Gesangseinlagen ein. Denn Singen kann befreiend sein, für unbeschwerte Momente sorgen und Krankheiten kurz auch vergessen lassen. Aber für alle Menschen ist es wichtig, zwischendrin mal den Alltag loszulassen – ob mit oder ohne Demenz.
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Wir sprechen für uns selbst
Wie der Alltag mit Demenz aussieht, auf diese und andere Fragen antwortete anschließend das Ehepaar Georg und Jutta Jungkamp-Streese. Im Interview mit Christine Jacobi, Geschäftsführerin der Dieter von Holtzbrinck Stiftung, erzählten beide auf der Bühne von Georgs Demenzdiagnose vor über zehn Jahren und dem Umgang seit damals:
"Als ich davon erfahren habe, habe ich mich nicht versteckt. Das kann ich allen nur empfehlen, die mit dieser Krankheit zu tun haben: nicht schämen, rausgehen", appellierte Georg Jungkamp-Streese an das Publikum. Seine Frau Jutta ergänzte: "Wir haben manches nach der Diagnose bewusst gemacht, was wir vielleicht ohne diese nie gemacht hätten." Dazu zählten zu Beginn besondere Reisen und inzwischen auch Auftritte im SWR-Fernsehen oder demnächst zu Gast beim Fernsehmoderator und Arzt Eckhart von Hirschhausen zu sein.
Dem Ehepaar liegt viel daran, für einen selbstverständlichen Umgang mit Demenz in der breiten Öffentlichkeit zu werben. Außerdem sind beide Mitglieder im Beirat der Demenz Support und geben damit Betroffenen und ihren Angehörigen eine Stimme. Zum Abschluss des Interviews hatte Jutta Streese einen Rat für alle Menschen mit Demenz: "Denkt nicht vom Ende her, lebt das Heute!"
Die Worte des Ehepaares bewegten auch Dr. Alexandra Sußmann, Stuttgarts Bürgermeisterin für Soziales, Gesundheit und Integration. Sie fand bewundernde Worte für ihren Umgang mit Demenz und bekräftigte: "Ja, Herr Jungkamp-Streese, für Demenz muss man sich nicht schämen." In ihrem Grußwort machte sie darauf aufmerksam, wie wichtig die Teilhabe von Betroffenen am gesellschaftlichen Leben ist und dass diese viel für ein gutes Leben mit Demenz bedeutet.
Beweg dich, sorg für dich
Ein gutes Leben bedeutet auch, für sich selbst zu sorgen. Ein Baustein, so zeigen Studien, ist Bewegung. Bewegung kann kognitive Fähigkeiten erhalten und auch das Risiko für Demenz senken. "Und was könnte da besser sein als Tanzen?" Das fragte Tänzer und Choreograf Eric Gauthier das Publikum auf dem Marktplatz. Der künstlerische Leiter der Gauthier Dance // Dance Company Theaterhaus Stuttgart brachte bei strahlendem Sonnenschein ganz schön Bewegung in das Publikum: So zeigte er Tanzsequenzen zu Salsa-Rhythmen, die er Schritt für Schritt mit dem Publikum einübte, forderte Kreativität bei "Freeze"-Momenten zum Madonna-Hit "Vogue" und tanzte gemeinsam mit den gut 100 Besucher:innen auf dem Marktplatz das Kochen einer Spaghetti Carbonara.
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So tanzte Eric Gauthier eine Spaghetti Carbonara: Instagram-Highlight |
Nimm was mit
Im Anschluss an das Bühnenprogramm konnten sich alle Besucher:innen an Gesprächsinseln mit Expert:innen, zu Themen wie Selbsthilfe, Teilhabe, Beratung, Diagnose, Tagespflege, Pflege und Wohnen oder palliative Pflege austauschen und auch informieren. Günther Schwarz vom Netzwerk Demenz Stuttgart, der ebenfalls mit Rat und Tat zur Seite stand, hält die Fäden für das Netzwerk in der Hand. Der Tag war für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen auch ein geschützter Rahmen, in dem sie sich gut aufgehoben fühlten. "So beschwingt wie heute gehe ich selten nach Hause", resümierte ein Angehöriger den Nachmittag.
Priya Bathe, Demenz Support
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