Nebelwelten
Abwege und Selbstbetrug in der Demenz-Szene

"Nebelwelten"? Der Titel passt gut zum Thema Demenz, doch das Buch nimmt aber nicht das Verschwimmen des klaren Blicks in demenziellen Zuständen in den Blick, sondern nimmt die Szene der Sachkundigen und Experten in dern Blick.
Demenz ist im öffentlichen Bewusstsein angekommen. Es werden Allianzen geschmidet, die Medien berichten regelmäßig und Woche für Woche flattert eine neue Nachtricht von einem im "Maus-Modell" erzielten Durchbruch der Forscher in den elektronischen Briefkasten. Könnte also gar nicht besser laufen? Doch, sagt Peter Wißmann. In den zurückliegenden Jahren ist zwar viel Positives erreicht worden. Dass das Thema Demenz ein Selbstläufer ist, hat aber zu krassen Fehlentwicklungen geführt: Ziele werden nur vage definiert, Interventionen erfolgen wirr und wneig durchdacht.
Mit großer Geste wird gemacht, gemacht, gemacht - Hauptsache, das Gewissen ist beruhigt. Gute Ideen erschöpfen sich so leicht in schicken Phrasen und bequemen Ritualen. Auf der anderen Seite sind neue und alte Irrtümer auf dem Vormarsch: Menschen mit Demenz sollen in eine schöne neue Welt von Wohlfühl-Inseln einziehen, möglichst abgeschirmt vom Rest der Gesellschaft. Aus vielen schlechten Ideen kann schlecht ein gefährlicher neuer Mainstream werden. So kann es nicht weitergehen, sagt Wißmann, ein Insider mit jahrzehntelangem Erfahrungshintergrund.
Mit seiner Streitschrift hält er der "Demenz-Szene" den Spiegel vor. Er benennt Fehlentwicklungen und zeigt Alternativen auf. Und: er lenkt den Blick wieder auf die Menschen, um die es bei dem Ganzen eigentlich gehen sollte.