Palliative Begleitung - Gute Praxis
Das Thema der Veranstaltung lautete „Palliative Begleitung – Gute Praxis“. An diesem Abend nahmen 20 Teilnehmer:innen teil, darunter Angehörige, hauptamtlich Tätige sowie ehrenamtlich Engagierte.
Die Gastreferentin des Abends, Irini Liebscher, die den ambulanten Pflegedienst im Wilfried Börgerling Haus in Heimerdingen bei Ditzingen leitet, wurde von Dr. Anja Rutenkröger, Geschäftsführerin der Demenz Support Stuttgart, als Best-Practice-Beispiel eingeladen. Irini Liebscher stellte die Einrichtung vor und erörterte, wie eine erfolgreiche Unterstützung in der letzten Lebensphase aussehen kann.
Laut der Pflegedienstleiterin wurde die erste ambulant betreute Pflegewohngemeinschaft im Wilfried Börgerling Haus im November 2021 eröffnet. Die zweite startete Ende 2023. Insgesamt gab es in den Wohngemeinschaften drei Todesfälle. Irini Liebscher erklärte, dass der erste Todesfall dazu Anlass gab, ein Konzept für die Mitarbeitenden zu entwickeln, das ihnen im Umgang mit solchen Situationen Orientierung bietet.
Die Pflegenden legen in den Wohngemeinschaften besonderen Wert auf eine individuelle Gestaltung des Abschieds. Sie berücksichtigen dabei die Wünsche der Bewohnerinnen und Bewohner. Ein wesentliches Element im Sterbebegleitungsprozess ist die Materialkiste, die unter anderem Öle, Schmeichelsteine, CDs mit Entspannungsmusik und Kerzen enthält. Diese Kiste steht den Angehörigen, Bewohnerinnen und Bewohnern sowie den Pflegenden jederzeit zur Verfügung. Was hineinkommt, entscheiden die Akteur:innen in den jeweiligen Wohngemeinschaften selbst.
Um eine gute Sterbebegleitung sicherzustellen, werden die Mitarbeitenden im Bereich Palliative Care fortgebildet. Zudem nutzen die Pflegenden eine interne Kommunikations-App, um sich über das Wohlbefinden der Bewohnerinnen und Bewohner auszutauschen. Sollten Mitarbeitende den Umgang mit dem Thema „Sterbebegleitung und Abschiednehmen“ persönlich, große Herausforderungen sehen, wird im Arbeitsumfeld Rücksicht darauf genommen. Im Team wird überlegt, wer die Begleitung übernehmen könnte und wie die Mitarbeitenden Unterstützung erhalten können.
Nach dem Vortrag erhielten die Teilnehmenden die Gelegenheit, Fragen zu stellen. Anschließend wurden sie in Kleingruppen aufgeteilt, um zu diskutieren, welche Gegenstände ihrer Meinung nach in eine Materialkiste gehören.
Zum Abschluss der Veranstaltung präsentierten Susanne Horbach und Thomas Kallenowski von der Fachstelle für ambulant unterstützte Wohnformen (FaWo) die neuesten Ergebnisse ihrer Umfrage zur palliativen Begleitung in Pflegewohngemeinschaften in Baden-Württemberg.
Die Umfrageergebnisse zeigen, dass Angehörige im Sterbebegleitungsprozess einbezogen und unterstützt werden. Dazu zählen vielfältige Gesprächsangebote mit allen Akteuren einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft, Übernachtungsmöglichkeiten für Angehörige und auf Wunsch auch seelsorgerische Unterstützung, sowie die gemeinsame Gestaltung der Ab-schiedszeremonie mit den Angehörigen. Weiterhin wird deutlich, dass nicht nur die Bedürfnis-se der Angehörigen Beachtung finden, sondern auch die der Mitbewohnerinnen und Mitbe-wohner. Diese dürfen an Abschiedsfeiern in der WG oder Gedenkgottesdiensten teilnehmen, können sich persönlich in Begleitung eines Mitarbeitenden von der verstorbenen Person ver-abschieden und bei Bedarf seelsorgerische Unterstützung in Anspruch nehmen. Der Großteil der Wohngemeinschaften berichtet zudem, dass durch verschiedene Rituale den Verstorbenen gedacht wird, beispielsweise durch ein Gedenkbuch oder interne Abschiedsfeiern.
Eine Zusammenfassung der beiden vergangenen Online-Veranstaltung „Das Ende des Lebens gut begleiten“ und „Entlastung ermöglichen und Wünsche erfüllen“ finden Sie auf der Webseite der Demenz Support Stuttgart.